Die letzte Ölung des Amicitia-Schals

Schalträger aufgepasst – die unerträgliche Kratzerei und Beisserei hat ENDLICH ein Ende. Tüftler-Amicitianer haben nämlich ein geheimes Mittel gefunden, um die unerträgliche Schurwolle des Amicitia-Schals kuschelig weich zu machen.

Doch bevor wir das Geheimnis lüften, noch ein ganz, ganz wichtiger Hinweis: Dem lb. Zapfa ist es strengstens untersagt, von der Anleitung Gebrauch zu machen, da er bis zum heutigen Tag philiströs behauptet hat, das Scheuern in der Halsregion sei nur temporär und rufe auf der Haut gar eine «angenehm kratzende Empfindung» hervor. Lieber Zapfa, diesen Tragekomfort wollen wir Dir nicht verwehren. Gerne lassen wir Dich und Deine «Kratzbürstigkeit» im Kratz-Elend zurück. Möglichst viele Tage im Jahr sollst du umhüllt sein von der beissenden Wolle – bis dass deine Trotzköpfigkeit sich langsam «aufzuweichen» beginnt!

Wie dem auch sei, nachfolgend eine wirksame «5-Schritt-Wunderformel» für alle restlichen Amicitianer, denen der Oberflächenhärtegrad des Amicitia-Schals viel zu hoch ist und die lieber einen kuschelig warmen Schal um den Hals tragen.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass die fünf Schritte der Wunderformel Ausdruck eines offenen Innovationsprozesses sind. Experten aus allen Ecken wurden konsultiert, um eine Lösung für das Kratzproblem zu finden. Selbst aus dem Fuxenstall wurden Impulse aufgenommen. Es versteht sich von selbst, dass kein einziger Fuxenvorschlag der Lösungsfindung auch nur im weitesten Sinne dienlich war, geschweige denn den Weg in die finale 5-Schritt-Formel gefunden hat.

Nachfolgend ausgewählte Strategien, die nicht zum gewünschten Ergebnis führen:

  • Den Amicitia-Schal für mehrere Stunden in den Wäschetrockner («Tömbler») werfen in der Hoffnung, die kratzigen Härchen würden sich vom Schal lösen und sich durch die einwirkenden Zentrifugalkräfte an der Innenseite des Trockners aufhängen
  • Den Amicitia-Schal bei 220 Grad Umluft in den Backofen legen in der Hoffnung, dass sich die kratzigen Garn-Härchen durch die Hitze langsam auflösen und sich geschmeidig aneinanderfügen
  • Den Amicitia-Schal in einem Bierbad spülen, in der Hoffnung die im Bier enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe würden die spröde Schal-Gewebe-Struktur nachhaltig verfeinern und ihm zu neuem Glanz und neuer Geschmeidigkeit verhelfen
  • Den Amicitia-Schal eine Woche in den Tiefkühler legen mit der Hoffnung, die kratzigen Härchen würden gemeinsam mit den Mottenlarven absterben und sich nach dem Auftauen einfach aus dem Schal schütteln lassen
  • Den Amicitia-Schal in ein Essig-Bad einlegen. Das ändert gar nichts, ausser vielleicht, dass der Schal danach beissend stinkt und sauer riecht wie ein verschimmelter Joghurtbecher.

Das einzig wirklich Wirksame ist eine herzliche Behandlung mit Lanolin. Lanolin, auch bekannt unter der Bezeichnung Wollfett, ist eine wachsartige Substanz, die von den Talgdrüsen der Schafhaut abgesondert und aus den Waschwässern der geschorenen Wolle zurückgewonnen wird. Lanolin ist relativ preiswert und in fast jeder Apotheke erhältlich.

Aber Achtung, Wollfett ist nicht gleich Wollfett. Für den Amicitia-Schal wird wärmstens empfohlen, das kostbare, klösterlich gesalbte Lanolin aus der Klosterdrogerie mitten im Zentrum der St. Galler Altstadt zu verwenden. Der Herstellungsprozess ist streng geheim, doch es ist davon auszugehen, dass der Ritus der heiligen Ölung durch den Bischof ein entscheidender Akt in der Lanolinproduktion darstellt.

Doch bevor wir uns in Spekulationen über Vorgänge hinter den Klostermauern verrennen, nachfolgend die Zutaten und Prozeduren, welche für die Krankensalbung des Amicitia-Schals zum Einsatz kommen:

  • 1 Tl Lanolin (Wollwachs)
  • 1 Tl Spülmittel
  • Wasser
  • Kübel

Schritt 1:

Einen Teelöffel Lanolin und Spülmittel abmessen und in kochend heisses Wasser einrühren bis dass eine milchige Flüssigkeit entsteht. Achtung: Das Lanolin muss komplett gelöst sein!


Schritt 2:

Zum Kühlschrank laufen, ein Bier holen und abwarten.

Hintergrund: Bevor mit der Prozedur fortgefahren werden kann muss die Flüssigkeit abgekühlt werden, da der Amicitia-Schal grosse Hitze nicht verträgt (vgl. gescheitertes Backofen-Experiment)


Schritt 3:

Nachdem das Bier vollständig geleert, die Körpertemperatur gesenkt sowie die im Kübel befindliche Flüssigkeit genügend abgekühlt ist, den Amicitia-Schal vollständig in die Flüssigkeit eintauchen.


Schritt 4:

Mehrfach zum Kühlschrank laufen und ordentlich Bier nachgiessen und zuwarten.

Hintergrund: Bevor mit der Prozedur fortgefahren werden kann muss der Amicitia-Schal einige Stunden im Lanolin-Bad ausharren, damit das Ganze einwirken kann.


Schritt 5:

Amicitia-Schal aus dem Lanolin-Bad nehmen und langsam trocknen lassen. Geschafft, die Krankensalbung ist abgeschlossen!


Noch ein letzter Tipp zum Schluss: Für besonders Reizempfindliche Hälse bietet es sich an, das Prozedere mehrmals zu wiederholen. Denn nach dem dritten Durchgang ist der Amicitia-Schal definitiv so kuschelig weich wie ein Seidentuch!

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